Im September 1970 besuchte ich das erste Mal die Rieselfelder-Münster. Ich kann mich noch gut an den Abend erinnern. Die damals noch relativ kleine Gruppe: Michael Harengerd, Werner Prünte und Michael Speckmann traf ich in der Nähe der „Beringungszentrale“, einem alten grünen Bauwagen. An dem Abend wurden Kleinvögel gefangen, es ging also gleich richtig los.
Einen Großteil meiner Studienzeit in Münster habe ich dann in den Rieselfeldern verbracht und hier wissenschaftliches Arbeiten gelernt. Wie man Vögel fängt, sie händelt, vermisst und beringt, ließ sich an Wat- und Kleinvögeln gut einüben.
Als Lehrer für Biologie und Geographie konnte ich auch beruflich meinen Neigungen weiter nachgehen. In meiner freien Zeit bin ich der Untersuchung von Schwarzkehlchen treu geblieben, die ich zusammen mit Friedrich Pfeifer in der Heubach-Niederung bei Dülmen schon 1976 begonnen habe. Unser Ziel war es, so viel wie möglich über diese Vogelart zu erforschen. Die Bioakustik spielte dabei eine genauso große Rolle wie Fragen zur Brutbiologie, Phänologie, Populationsdynamik, Mauser oder Ernährung.
Der starke Rückgang der Schwarzkehlchen Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre brachte mit sich, dass wir einerseits für einige Jahre eine weitere Vogelart, die Schafstelze, mit in den Fokus nahmen, anderseits die Düffel am Unteren Niederrhein, mit ihrem noch guten Schwarzkehlchenbestand, als Untersuchungsgebiet dazu wählten. Anfang der 90er Jahre führte ein gemeinsames Projekt mit Eberhard Gwinner , später Barbara Helm und ihren Arbeitsgruppen am MPI (Max-Planck-Institut) dazu, dass für 10 Jahre der Geisterbusch in der Wahner Heide bei Köln als dritte Probefläche hinzu kam.
Halsringuntersuchungen waren sehr spannend, da Schwarzkehlchen jedoch überwiegend etwas größere einzelne Beutetiere verfüttern, war die quantitative Ausbeute am Ende doch gering. Die Arbeit von Greig-Smith und Quicke zur Nestlingsnahrung des Schwarzkehlchens in Groß-Britannien 1983 reizte mich, es mit der Kotanalyse einmal zu versuchen. Nach intensiver Einarbeitung in die Methode hatte ich meine „ornithologische Nische“ gefunden. Die Schwarzkehlchen haben den Einstieg in diese Arbeitsweise sehr erleichtert, da sie viele Arthropoden verfütterten, die gut bestimmbare Reste im Kot hinterließen. Interesse an allem, was draußen zu beobachten, zu sammeln und zu fangen war, brachte zum einen die Artenkenntnis weit nach vorne und ergab gleichzeitig gutes Referenzmaterial für den Vergleich mit den Resten aus dem Kot.
Die Arbeit am Schwarzkehlchen begeistert mich noch immer, daneben hat aber die Nahrungsanalyse deutlich mehr Raum eingenommen. Mittlerweile sind es über 50 Kleinvogelarten aus Europa, Japan, Kenia, Panama und Papua Neu Guinea, deren Kot- oder Mageninhalte ich untersucht habe. Dazu kommen Magen- und Kotanalysen von Wald- und Feldmaus, Hase und Kaninchen.
Schon als kleiner Junge habe ich Tauben, Wellensittiche und Kanarienvögel gehalten und als Jugendlicher den Borkener Vogelpark maßgeblich betreut. Viele dort abgegebene Vogelkinder zog ich von Hand auf und verletzte Greifvögel und Eulen wurden gesund gepflegt und wieder ausgewildert. Als sich die Möglichkeit bot Versuchsvögel vom MPI zu übernehmen, habe ich gerne zugegriffen und konnte nun Schwarzkehlchen auch in der Voliere beobachten und nachzüchten. Die Verbindung zur Vogelwarte Radolfzell und der Arbeitsgruppe um Bernd Leisler ermöglichte die Haltung weiterer Versuchsvögel wie Sumpf-, Teich-, Schilf-, Seggen- und Mariskenrohrsänger (Welterstzucht). Heute pflege ich v.a. Kanarengirlitze.